In den Tarifverhandlungen für die nordwestdeutsche Stahlindustrie haben sich Arbeitgeber und IG Metall geeinigt und ein Ergebnis erzielt. Demnach erhalten die Beschäftigten zum 1. Januar 2026 eine Entgelterhöhung von 1,75 Prozent, wie die Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband Stahl in der Nacht zu Mittwoch nach der vierten Verhandlungsrunde mitteilten. Zudem steige die Auszubildendenvergütung überproportional um 75 Euro im Monat. Der Tarifvertrag läuft bis zum 31. Dezember 2026.
Die Friedenspflicht war um Mitternacht ausgelaufen. Die Gewerkschaft hatte mit Warnstreiks gedroht. Das Ergebnis steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Tarifkommission sowie der Zustimmung des IG Metall Vorstandes.
Laut IG Metall wurden zudem die Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung, Werkverträgen und Altersteilzeit verlängert. Darin ist unter anderem die Übernahme der Auszubildenden, Arbeitszeitabsenkung auf bis zu 28 Stunden mit Teilentgeltausgleich, Arbeitszeitkonten beziehungsweise die Altersteilzeit geregelt.
Arbeitgeber: Belastung nur schwer zu verkraften
Der Verhandlungsführer der IG Metall NRW, Knut Giesler, sagte nach den achtstündigen Verhandlungen, bedauerlicherweise habe es vier Verhandlungsrunden gebraucht, um zu diesem Ergebnis zu kommen. «Das "Projekt Verantwortung für den Stahl" wäre fast gescheitert. Zum Glück haben sich am Ende alle ihrer Verantwortung gestellt.» Das Ergebnis trage der besonderen Situation im Stahl Rechnung.
Der Arbeitgeberverband Stahl teilte mit, das Ergebnis bedeute eine Gesamtbelastung der Unternehmen über die Laufzeit, die in der
aktuellen wirtschaftlichen Lage nur schwer zu verkraften sei. Der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes, Reiner Blaschek, sagte: «Das Tarifergebnis strapaziert die Leistungsfähigkeit unserer Industrie erheblich. Wir sind während der Verhandlung an unsere Grenzen gestoßen.» Aber es sei gelungen, einen Kompromiss zu finden, der den Unternehmen zumindest eine gewisse Planungssicherheit für das Gesamtjahr 2026 verschaffe.
Leidende Stahlindustrie
Die deutsche Stahlindustrie leidet unter der Krise in Abnehmerbranchen, vor allem der Autoindustrie. Hinzu kommen gestiegene Energiepreise, Billigimporte aus China und die Kosten für den Umbau hin zu einer klimafreundlicheren Stahlproduktion. Auch hohe Zölle auf Stahlimporte in die USA machen der Branche zu schaffen. Branchenschwergewichte wie Thyssenkrupp planen den Abbau Tausender Stellen.
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