Der Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall hat Ministerpräsident Olaf Lies für dessen jüngste Äußerungen zum Verbrenner-Aus gelobt, zugleich aber mehr Einsatz für die Autoindustrie gefordert. «Wir hängen wesentlich stärker am Auto als Bayern und Baden-Württemberg. Deshalb begrüßen wir, dass Lies sich nun auch für technologieoffene Lösungen ausspricht», sagte Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt der Deutschen Presse-Agentur.
Lies hatte den Verzicht auf das ab 2035 geplante Verbrenner-Aus gefordert. Das Ziel, nur noch reine Elektroautos zuzulassen, sei «leider unrealistisch», heißt es in einem Papier des SPD-Politikers. Verbrenner müssten auch nach 2035 neu zugelassen werden können, vor allem Autos mit zusätzlichem Elektromotor und Akku (Plug-in-Hybride) sowie Fahrzeuge mit Generator zur Stromerzeugung.
Schmidt betonte, die Erwartung, innerhalb weniger Jahre komplett auf Elektroautos umzusteigen, sei nie realistisch gewesen. «Hohe Kaufpreise, mangelnde Ladeinfrastruktur und Strompreise von über 80 Cent pro Kilowattstunde an Schnellladesäulen sind Markteintrittsbarrieren, die sich nicht einfach ignorieren lassen.»
Mehr als Kühe, Küste und grüne Energie
Gleichzeitig kritisierte Schmidt die bisherige Rolle des Landes. «Niedersachsen kann sich in Berlin ruhig bemerkbarer machen. Bayern und Baden-Württemberg machen Druck für ihre Industrie – wir zu wenig.» Auch das Bild des Bundeslands müsse sich ändern: «Das Image Niedersachsens darf nicht nur aus Kühen, Küste und grüner Energie bestehen.»
Mit Blick auf die EU forderte der Verbandschef mehr Offenheit gegenüber alternativen Technologien. «Die EU muss sich endlich technologieoffen aufstellen, so wie der Rest der Welt mit unseren wichtigsten Konkurrenten einschließlich Japan, China oder die USA es schon getan haben. Die EU geht hier einen absoluten Sonderweg, der der gesamten europäischen Automobilindustrie massiv schadet.»
«Ohne das Verbrennerverbot stünde die deutsche Autoindustrie heute deutlich besser da», sagte Schmidt weiter. Als Beispiel für eine sofort wirksame Maßnahme verwies er auf die Kraftstoffalternative HVO100, die aus wasserstoffbehandelten alten Pflanzenölen und Fettresten erzeugt wird. Mit geringen steuerlichen Anreizen lasse sich der Kraftstoff so preislich attraktiv machen, dass die CO2-Emissionen von Dieselfahrzeugen nach seinen Worten um bis zu 90 Prozent sinken könnten – und das mit herkömmlicher Technik.
«Problem beim CO2 ist nicht unbedingt der Verbrenner»
«Das sind CO2-Minderungen im Verkehrsbereich, die wir auf Jahrzehnte nicht mit Elektrofahrzeugen erreichen werden. Das Problem beim CO2 ist nicht unbedingt der Verbrenner, sondern vor allem das, was in den Tank kommt», sagte Schmidt.
Ab 2035 sollen in der EU keine neuen Autos mit Benzin- oder Dieselmotor mehr zugelassen werden, das wurde 2022 beschlossen. Ziel ist es, die CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu senken.
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten