Die Bürgerinnen und Bürger in Osnabrück müssen sich angesichts einer kurzfristig angesetzten Bombenentschärfung auf eine viele Stunden dauernde Evakuierung einstellen. Bis 15.00 Uhr sollen rund 20.000 Menschen das betroffene Gebiet verlassen haben, sagte Stadtsprecher Gerhard Meyering. Auch der Bahnverkehr zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet ist betroffen.
Zwar öffnet die Stadt ein Evakuierungszentrum in einem Gymnasium im Stadtteil Wüste, das von 14.00 Uhr an zur Verfügung steht. Dort könnten aber nicht alle Betroffenen versorgt werden, erklärte der Stadtsprecher. Angesichts des heißen Wetters setze die Stadt auch auf die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger, für sich zu sorgen und kühle Orte aufzusuchen, etwa in Kirchen oder Parks, sagte er. Für Osnabrück werden am Dienstag Temperaturen von mehr als 30 Grad erwartet.
Kontrollen vor der Entschärfung
Nach der Evakuierung müssen Polizei und Ordnungsamt zunächst kontrollieren, ob das Gebiet auch tatsächlich menschenleer ist. Allein das werde drei bis vier Stunden dauern, sagte Meyering. Erst wenn wirklich sichergestellt sei, dass sich niemand mehr in dem Bereich aufhalte, könne der Sprengmeister mit seiner Arbeit beginnen.
Posten an den abgesperrten Straßen sollen verhindern, dass Menschen während der Entschärfung in den Bereich zurücklaufen. Solches Verhalten hatte bei den jüngsten Bombenentschärfungen immer wieder für Verzögerungen gesorgt.
Bahnverkehr zwischen Hamburg und Ruhrgebiet betroffen
Überregionale Auswirkungen hat die Bombenentschärfung auf den Bahnverkehr. Den Angaben nach dürfen von 15.00 Uhr an im Hauptbahnhof keine Züge mehr halten, und von 17.00 Uhr an dürfen Züge den Hauptbahnhof auch nicht mehr passieren. Laut Deutscher Bahn sind davon Fern- und Regionalzüge betroffen.
ICE- und IC-Züge zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet werden demnach ab circa 16.30 Uhr umgeleitet und verspäten sich um etwa 30 Minuten. Wegen der Bombenentschärfung entfallen auch die Halte in Bremen, Münster und Recklinghausen.
Krankenhäuser und Justiz betroffen
Große Teile der Innenstadt liegen in der Evakuierungszone, darunter zwei Krankenhäuser. Auch diese können von 15.00 Uhr an nicht mehr betreten oder verlassen werden. Die Patienten seien in den Gebäuden geschützt, sagte Meyering. Das betroffene Kinderhospital verweist für Notfälle auf das Medizinische Versorgungszentrum für Kinder in der Nachbarstadt Georgsmarienhütte.
Auch das Land- und Amtsgericht liegt in der Evakuierungszone. Normalerweise schließe das Landgericht um 15.30 Uhr, sagte ein Gerichtssprecher. Wegen der Bombenentschärfung würden Sitzungen früher beendet, damit alle Personen das Gebäude rechtzeitig verlassen können. «Wir sind also auch leicht von der Bombenentschärfung betroffen», sagte er.
Große Evakuierung erst vor zwei Wochen
Erst vor zwei Wochen wurde seitens der Stadt kurzfristig eine Bombenentschärfung angesetzt. Davon waren 11.000 Menschen betroffen, die abends ihre Wohnungen verlassen mussten und erst spät in der Nacht zurückdurften. Seit vergangenem Jahr werden wegen Bauarbeiten auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs der Stadt immer wieder Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.
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