loading

Nachrichten werden geladen...

Veröffentlicht mit CMS publizer®

Streit um Leuchtturm «Roter Sand» – Bleibt er auf See?

Nach Ansicht von mehr als 5000 Menschen soll der rot-weiße Leuchtturm an seinem jetzigen Standort in der Wesermündung bleiben. (Archivbild) / Foto: Sina Schuldt/dpa
Nach Ansicht von mehr als 5000 Menschen soll der rot-weiße Leuchtturm an seinem jetzigen Standort in der Wesermündung bleiben. (Archivbild) / Foto: Sina Schuldt/dpa

Abtransport oder Sanierung vor Ort? Warum das bekannte Wahrzeichen zwischen Denkmalschutz, Petitionen und unklarem Eigentümer zum Zankapfel wird.

Der ikonische Leuchtturm «Roter Sand» hat im Petitionsausschuss des niedersächsischen Landtags für eine lebhafte Debatte gesorgt. Nachdem seine öffentliche Petition die vorgeschriebene Zahl von 5000 Unterschriften erreicht hatte, durfte Dieter Riemer aus Bremerhaven vor den Mitgliedern des Ausschusses für seine Idee werben: den Leuchtturm als Vorschlag für das Unesco-Weltkulturerbe aufzunehmen.

Riemer: «Leuchtturm war schon damals eine Sensation»

«Der Leuchtturm ist 1885 in Betrieb gegangen, und schon damals war er eine Sensation», sagte der Jurist Riemer. «Roter Sand» sei «das allererste Offshore-Bauwerk der Welt» ‒ also ein feststehendes Bauwerk in der offenen See vor der Küste. Nach Ansicht des Bremerhaveners soll der rot-weiße Turm auch deshalb an seinem jetzigen Standort in der Wesermündung bleiben.

Der Hintergrund von Riemers Petition sind Überlegungen, den zunehmend maroden Turm an Land zu versetzen. Der Einreicher der Petition ‒ der sogenannte Petent ‒ kritisiert das jedoch scharf. Es gebe ein großes Risiko, dass der Turm bei seiner Versetzung zerstört werde.

Nach einem Abtransport ans Land sei «der Denkmalwert weg»

«Abtrennen, anheben, transportieren, wiederaufbauen ‒ bei jedem Schritt kann etwas schiefgehen», sagte Riemer. Ein Gutachten empfehle zudem die Sanierung vor Ort. Sowieso sei nach einem Abtransport ans Land «der Denkmalwert weg» ‒ denn dann sei es ja kein Offshore-Bauwerk mehr.

Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur lehnt den Vorschlag der Petition ab. «Ein Verbleib des Leuchtturms am Originalstandort ist aus denkmalfachlicher Sicht mit dem Ziel der Erhaltung des Denkmals nicht vereinbar», hieß es aus dem Ministerium von Falko Mohrs (SPD).

Ministerium: Leuchtturm ist nicht weltweit einzigartig

Nach Ansicht des Ministeriums gibt es im internationalen Vergleich ältere Leuchttürme. Auch die Bauweise von «Roter Sand» sei nicht weltweit einzigartig. Allein deshalb sei ein Antrag auf Anerkennung als Weltkulturerbe bei der Unesco aussichtslos, sagte ein Vertreter des Ministeriums vor dem Petitionsausschuss.

Zudem sei die deutsche Vorschlagsliste für die Unesco derzeit geschlossen. Wann sie wieder geöffnet werde, sei «nicht abzusehen». Die Liste sei zudem bis mindestens ins Jahr 2038 bereits mit Einreichungen besetzt.

Riemer: Anstieg des Meeresspiegels «verkraftet dieser Turm locker»

Das Ministerium sieht auch den Erhalt des Leuchtturms an seinem derzeitigen Standort nicht leistbar. Petent Riemer entgegnete, der Turm habe schon viele Sturmfluten überstanden. Selbst einen möglichen Anstieg des Meeresspiegels von knapp einem Meter bis zum Jahr 2100 «verkraftet dieser Turm locker».

Dass die Eigentümerschaft des Leuchtturms nicht zweifelsfrei geklärt ist, erschwert eine Lösung zusätzlich. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist zwar im Besitz des Turms ‒ er gehört ihr aber nicht. Über den Umgang mit dem maritimen, denkmalgeschützten Wahrzeichen wird schon seit Jahren diskutiert.

Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten