Das zweite schwimmende Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven ist in Betrieb. Im Beisein von Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) wurde das Terminal eröffnet. Bereits am Freitag sei das erste LNG angelandet, auf dem Terminalschiff «Excelsior» regasifiziert und dann ins deutsche Gasnetz eingespeist worden, sagte Peter Röttgen Geschäftsführer der bundeseigenen Deutsche Energy Terminal Gesellschaft (DET). «Das Terminal läuft.»
Um das von Tankern bei minus 162 Grad angelieferte verflüssigte Erdgas auf der «Excelsior» wieder in Gas umzuwandeln, wird es an Bord mit Seewasser erwärmt. Danach wird es im gasförmigen Zustand an Land gepumpt.
Warum die LNG-Terminals nötig sind
«Das ist für uns alle ein guter Tag, weil hier ein großer Schritt nach vorne gelingt», sagte Wirtschaftsminister Tonne. Mit der Inbetriebnahme des weiteren LNG-Terminals werde die Energiesicherheit in Deutschland weiter gestärkt.
Die «Excelsior» ist das zweite LNG-Terminal an der Jade in Wilhelmshaven. Sie liegt in Sichtweite des ersten Terminalschiffs, der «Höegh Esperanza», die bereits Ende 2022 ankam und wenig später in Betrieb ging. Neben dem Terminal in Brunsbüttel sowie dem privatwirtschaftlich betriebenen Terminal in Mukran auf Rügen bildet die «Excelsior» nun das insgesamt vierte LNG-Terminal in Deutschland. Der Start einer fünften Anlage in Stade verzögert sich.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sagte in einer Mitteilung, Gas werde «auf absehbare Zeit» für die deutsche Energieversorgung von großer Bedeutung bleiben. «Die Eröffnung des zweiten LNG-Terminals in Wilhelmshaven ist daher ein wichtiger Schritt, hin zu mehr Versorgungssicherheit, Diversifizierung der Energiequellen und Resilienz unseres Landes.»
Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals an Nord- und Ostsee nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert, um unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden.
Start des Terminals verzögerte sich
Die 277 Meter lange Excelsior war vor etwa einem Monat in Wilhelmshaven angekommen. Danach begann ein Testbetrieb auf dem Schiff. Der Start des Terminals verzögerte sich um Monate. Ursprünglich hatte die DET mit einer Inbetriebnahme in der ersten Jahreshälfte 2024 gerechnet. Der Prozess von der Planung bis zur Inbetriebnahme dauerte zweieinhalb Jahre.
Gemessen an der gesamten deutschen Gasversorgung machten alle LNG-Terminals zuletzt einen vergleichsweise kleinen Anteil von acht Prozent am Energie-Mix aus. Umweltschützer kritisieren den Ausbau der deutschen LNG-Terminal-Infrastruktur als unverhältnismäßig.
Tonne widersprach und wies darauf hin, dass mit den Terminals auch mehr Importmöglichkeiten, etwa bei Verbrauchsspitzen oder in einem Krisenfall zur Verfügung stünden. «Wir wünschen uns alle, dass das nicht kommt, aber wir sehen, wie schnell es dann doch nötig ist - und dafür wird es benötigt.»
Reinigung mit neuer Technologie
Damit die Seewassersysteme nicht mit Algen und Muscheln zuwachsen, ist eine Reinigung nötig. Anders als beim ersten Wilhelmshavener Terminal - wo dazu Biozid in Form von Chlor eingesetzt wird und die chlorhaltigen Abwässer in die Jade eingeleitet werden - setzt das zweite Terminal auf eine Reinigung mit einer Ultraschalltechnik. «Auch aus Umweltsicht freue ich mich sehr, dass wird diese neue Methode haben», sagte Umweltminister Meyer. Die Mehrkosten für die Umrüstung übernahm der Bund.
Über das neue Terminal sollen nach DET-Angaben in diesem Jahr bis zu 1,9 Milliarden Kubikmeter Gas angelandet und in das Netz eingespeist werden. Das reicht demnach rechnerisch für den Energieverbrauch zum Heizen von rund 1,5 Millionen Vierpersonenhaushalten. In den Folgejahren soll die Kapazität des Terminals auf bis zu 4,67 Milliarden Kubikmeter pro Jahr erhöht werden.
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