In der historischen Mühle in Bardowick bei Lüneburg wird wie in früheren Zeiten gemahlen - und das am Anschlag. «Wir arbeiten sechs Tage, manchmal sechseinhalb», erzählt Eckhard Meyer, der den Betrieb in sechster Generation führt. «Es gab einmal 15.000 Windmühlen in Deutschland, jetzt sind es nur noch fünf, die gewerblich in Betrieb sind.»
Die Handwerksmühle mit den großen Flügeln - ein sogenannter Galerieholländer - brummt. Zwei bis drei Tonnen Getreide am Tag schaffen sie, mehr geht nicht. Gemahlen wird elektrisch und mit der Windkraft der nostalgischen Mühlenblätter.
«Das funktioniert nur in der Nische, den Wettbewerb mit der Industrie hätten wir morgen verloren», sagt der 57-Jährige. «Da überwachen die Müller nur noch die Anlagen, es wird automatisiert Mehl hergestellt. Da fasst keiner mehr einen Sack Mehl an.»
Das Erfolgsrezept der Meyers: die Regionalität sowie das Ambiente mit Hofladen und Café. Neun verschiedene Getreidearten werden verarbeitet, speziell alte Sorten werden wieder nachgefragt. «Ich denke, die Kunden möchten jemanden, der für das Produkt steht», sagt Meyer. In dieser Woche geht der Online-Verkauf an den Start.
Tausende Besucher zum Mühlenfest erwartet
Das Mahlen wird in der 1813 erbauten Mühle noch als alte Handwerkskunst betrieben, gerade hat Sohn Juro die Meisterprüfung in Stuttgart bestanden. Der 24-Jährige will den Hof eines Tages als siebte Generation fortführen.
Um den Betrieb für die Zukunft zu sichern, gibt es derzeit in der Familie die Überlegung, eine zweite historische Mühle wieder aufzubauen. «Wir suchen nach Finanzierungsmöglichkeiten», sagt Meyer über das Großprojekt. «Das wäre einmalig in Deutschland, zwei alte Mühlen in einem Betrieb, die arbeiten.»
Derzeit sind 35 Kräfte in der Produktion, dem Hofladen und Gasthaus beschäftigt, das Ehefrau Ilka Meyer-Telschow für das traditionelle Mühlenfest am Montag vorbereitet. Im vergangenen Jahr kamen nach eigenen Angaben an die 5.000 Besucher. Neben dem Café, für das sie zwei Fachwerkhäuser in der Umgebung abgebaut haben und zu einem modernen Ort mit großen Glasfenstern umbauen ließen, gibt es zum Fest einige Attraktionen auf dem Gelände.
Es wird mit Pferden demonstriert, wie die Acker in früheren Zeiten gepflügt wurden, ein Dachdecker zeigt sein Handwerk und Hamburger Kunsthandwerker bauen mehr als 20 Stände auf. Kinder dürfen Getreide mit ihren Händen mahlen, dazu werden Führungen angeboten. Vorweg am Morgen veranstaltet die Kirchengemeinde einen Gottesdienst in der alten Mühlscheune.
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten