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Liebte das Leben ohne Ende - Moderator von Tiedemann ist tot

Der NDR trauert um Carlo von Tiedemann (Archivbild). / Foto: Werner Baum/ dpa
Der NDR trauert um Carlo von Tiedemann (Archivbild). / Foto: Werner Baum/ dpa

Er hat ein Stück Rundfunkgeschichte geschrieben: Carlo von Tiedemann, Radio- und TV-Moderator mit Herz und Schnauze. Sendungen wie die «NDR Talk Show» waren legendär, Krisen überstand er souverän.

Er war einer der bekanntesten Moderatoren Norddeutschlands: Carlo von Tiedemann, der mit seinem Markenzeichen - schier unerschöpflichem Sprachfluss und bodenständigem, liebevoll-derben Mutterwitz - im Radio und im Fernsehen Furore machte. Seit 1971 sorgte von Tiedemann beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) bei Generationen von Mediennutzern für gute Laune.

In TV-Sendungen wie «Die aktuelle Schaubude» und der «NDR Talk Show» sowie in zahlreichen Hörfunkprogrammen, darunter «Hamburg am Mittag» und «Große Freiheit», war er zu hören und zu sehen. Nun ist der in zweiter Ehe verheiratete Vater von vier Kindern nach einem Leben voller Höhen und Tiefen gestorben.

Wie seine Familie dem NDR mitteilte, starb der Medienmann im Alter von 81 Jahren in Hamburg. In den vergangenen Jahren hatte er immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

Kein leichter Weg zur TV-Legende

Carl Ferdinand Hanns-Joachim Franz Friedrich von Tiedemann kam im pommerschen Stargard zur Welt. Dass er einmal in der Unterhaltungsbranche landen würde, war da definitiv nicht vorgezeichnet. Sein Vater Carl, bei Carlos Geburt 65 Jahre alt, war Generalleutnant der preußischen Armee. Und seine Mutter Fides eine geborene von Kleist – womit von Tiedemann den Schriftsteller Heinrich von Kleist (1777-1811) zu seinen Vorfahren zählen konnte.

In den Wirren des Zweiten Weltkriegs musste die Familie Ende 1944 ihr Gutshaus verlassen und nach Holstein flüchten. «Ich hatte wunderbare Eltern», erinnerte sich Tiedemann in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur zu seinem 80. Geburtstag 2023.

Zudem hatte von Tiedemann Kinderlähmung und zwei Hirntumore zu überstehen. Auf Drängen seiner Eltern absolvierte er nach der Mittleren Reife eine Lehre als Verlagskaufmann. Doch wegen seines Interesses an Sprache fühlte er sich zum Journalismus hingezogen. Er volontierte bei der «Cuxhavener Allgemeinen», schrieb als Polizeireporter für das «Hamburger Abendblatt» und ging für drei Jahre als Korrespondent für den Springer Auslandsdienst nach Buenos Aires in Argentinien. 

Ausflug zum ZDF endet abrupt

Danach folgte von Tiedemanns wohl beispiellose Karriere beim öffentlich-rechtlichen NDR, in der er neben Legenden wie Victoria Voncampe und Alida Gundlach (ehemals Fischer) sowie später etwa Bettina Tietjen vor das Mikrofon trat.

Einen Karriereknick erfuhr der schnauzbärtige Medienmann, der von 1991 bis 1998 auch Stadionsprecher für den HSV war und gelegentlich kleine Rollen in TV-Serien («Großstadtrevier») spielte, aber auch: Sein Anfang 1984 gestarteter Ausflug zum ZDF mit der Reihe «Show und Co. mit Carlo» endete 1986 nach elf Sendungen abrupt. 

Er habe damals gekündigt, weil er sich nicht in ein Korsett zwingen lassen wollte, das einige Fernseh-Obere ihm zugedacht hätten, sagte der Moderator Ende 2019 einmal im NDR-Interview. «Ich hab' mich nie verstellt», erklärte von Tiedemann.

«Ich liebe dieses Leben ohne Ende»

«Ich liebe dieses Leben ohne Ende. Ich war immer wahnsinnig positiv», sagte er einmal. Die Einstellung half dem hemdsärmeligen Gefühlsmenschen, der nach getaner Arbeit gern mit Kollegen ein Fass aufmachte. In den 80ern machte er mit Prostituierten, Kokain und hohen Schulden Schlagzeilen. Doch am Ende übernahm von Tiedemann die Verantwortung für seinen Absturz, zahlte seine Schulden zurück. Im Interview zu seinem 80. Geburtstag wollte er über diese schwere Zeit nicht mehr sprechen.

Auch im hohen Alter wollte die Entertainer-Legende nicht ans Aufhören denken. «Das geht bei mir einfach nicht, ich muss immer irgendwas machen», sagte er dazu. 2023 moderierte er zwar nicht mehr live, war aber immer samstags in der Radiosendung «Carlo kennt sie alle» auf NDR Schlager sowie in der gleichnamigen Rubrik auf NDR 90,3 zu hören.

«Der Charme besteht darin, dass ich Leute anmoderiere, die ich alle persönlich kenne - ob nun Tony Holiday oder Bata Illic, ich kann zu jedem was erzählen», sagte der Moderator einst. Doch in den vergangenen Wochen konnte er laut NDR aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten.

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