Wegen der seit Monaten nicht laufenden Heizung in einem Göttinger Hochhauskomplex wollen zahlreiche Bewohner weniger Miete an ihre Vermieter zahlen. Dutzende von ihnen haben am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung der Stadt und des Mieterbundes entsprechende Schreiben ausgefüllt.
Die Miete soll laut dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, auf 50 Prozent reduziert werden. Darin verweisen die Mieter nicht nur auf die ausgefallene Heizung, sondern auch auf einen defekten Fahrstuhl, Ungeziefer und undichte Fenster.
Viele drückten bei der Informationsveranstaltung ihre Unzufriedenheit über die Lebensumstände in dem Gebäude aus. Zudem befürchten sie weitere Einschränkungen, wenn sie das Schreiben ausfüllen, etwa ein Abstellen des Wassers. Eine Mitarbeiterin der Stadt Göttingen betonte, dass das nicht erlaubt sei, und ohne eine Mietminderung keine Verbesserung der Lage zu erwarten sei.
Klage wegen Heizungsausfall
Erst kürzlich hatte die Mehrheitseigentümerin einer Mieterin gekündigt. Als Grund nannte sie eine Überbelegung der Zweizimmerwohnung im fünften Stock, in der die Frau mit vier Kindern lebt.
Die Mieterin hatte zuvor wegen der ausgefallenen Heizung geklagt. Neben einer Reparatur forderte die Frau in diversen Anträgen auch, dass ihre Wohnung für unbewohnbar erklärt und sie in einer Notunterkunft untergebracht wird.
Das Verwaltungsgericht Göttingen entschied aber anders, da «die minimalsten Bedürfnisse nach dem Grundsatz "Bett, Brot und Seife"» innerhalb der nächsten «paar Wochen» gewährleistet seien. Zudem könne die Mieterin selbst Reparaturen durchführen.
Mieter warten weiter auf Elektro-Heizungen
Die Hausverwaltung hatte angekündigt, als Übergangslösung strombetriebene Radiatoren bereitzustellen. Bei der Veranstaltung gab jedoch ein gutes Drittel der Teilnehmer an, diese bislang nicht erhalten zu haben.
Auch das soll laut dem Schreiben des Mieterbundes bei den Nebenkosten berücksichtigt werden. Die Heizung sei defekt und seit Ende März abgeschaltet, teilte die Hausverwaltung mit.
Mehrheitseigentümerin insolvent
Das Hochhaus mit seinen mehr als 400 Wohnungen sorgt wegen der schlechten Lebensumstände immer wieder für Schlagzeilen. Wegen der Zustände in dem Wohnkomplex in der Groner Landstraße 9 kontrolliert die Stadt regelmäßig vor Ort.
Die Lage ist wegen der Insolvenz der Mehrheitseigentümerin knifflig. Die Hausverwaltung verweist zudem immer wieder auf nicht gezahlte Mieten, weswegen Geld für Reparaturen fehle – was Stadt und Anwälte der Mieter teilweise zurückweisen.
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