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Der Ozean kippt – ein neuer Zustand im Südlichen Ozean

Symbolbild Meer / pixabay dimitrisvetsikas1969
Symbolbild Meer / pixabay dimitrisvetsikas1969

Die Analyse zeigt gefährliche Trends und mögliche Auswirkungen auf das Klima und die marinen Ökosysteme.

Am 30. Juni 2025 veröffentlichten A. Silvano und sein Team von der University of Southampton im angesehenen Journal PNAS eine alarmierende Analyse. Sie berichten, dass seit etwa 2015 die Oberflächensalinität im südlichen Polarmeer (südlich von 50° S) ansteigt – und das entgegen dem jahrzehntelangen Trend, der genau das Gegenteil zeigte.

Zentrale Ergebnisse

  • Salzanstieg statt Entsalzung: Satellitendaten von ESA SMOS zeigen, dass das Oberflächenwasser jetzt deutlich salziger wird. Das ist ein krasser Gegensatz zur erwarteten Frischung durch schmelzende Eismassen.
  • Zusammenbruch der Schichtung: Diese zunehmende Salinität reduziert die Meeres-Schichtung, das ist die isolierende Schicht zwischen kaltem Oberflächenwasser und warmem Tiefenwasser – ihre Wirkung lässt nach.
  • Rasanter Meereisverlust: Parallel dazu beobachtet die Studie einen drastischen Rückgang der antarktischen Meereisbedeckung.
  • Rückkehr der Maud‑Rise‑Polynya: Besonders bemerkenswert ist das Wiederauftauchen einer großen offenen Wasserfläche (Polynya) bei Maud Rise im Weddellmeer – das erste Mal seit den 1970ern.

Warum das so gefährlich ist

  • Feedback-Schleife: Eisverlust führt zu wärmerem Wasser, was noch mehr Eisverlust zur Folge hat. Der Salz-Trend bringt warmes Wasser von unten nach oben und schmilzt das Meereis von der Unterseite. Das könnte eine selbstverstärkende Rückkopplungskette auslösen – möglicherweise einen Kipppunkt.
  • Zirkulationsrevolution im Ozean: Das Institut de Ciències del Mar (ICM-CSIC) spricht von einer beginnenden Umkehrung der südlichen Ozeanzirkulation (SMOC). Anstatt zu sinken, steigt tieferes Wasser auf und bringt Wärme und CO₂ aus der Tiefsee mit – das könnte klimatische Auswirkungen haben.
  • Globale Klima-Beschleunigung: Mit mehr Wärme und weniger Eis wird es stärkere atmosphärische Rückkopplungen geben: Extremwetterereignisse, Hitzewellen und ein beschleunigter Gletscherschwund sind weltweit bedroht.
  • Ökosystem-Schocks: Der Verlust von Lebensräumen für Pinguine, Robben, Krill und andere Meerestiere ist enorm – ganze Nahrungsnetze im südlichen Ozean könnten kollabieren.

Reaktionen aus Forschung und Raumfahrt

  • ESA-Forscher betonen, dass diese Veränderung „tief besorgniserregend“ sei, weil sie die normalen Mechanismen der Frischung unterläuft und Meereis schützt. Ihrer Meinung nach sind wir nah an einem Kipppunkt.
  • ICM-CSIC-Experten warnen davor, dass tiefes, CO₂-gesättigtes Wasser zur Oberfläche gelangt – das könnte eine Freisetzung uralter Emissionen auslösen.

Szenarien der Zukunft

SzenarioMögliche Folgen
Fortdauer der RückkopplungDauerhafter Eisrückgang, wärmere Ozeane, verstärkter globaler Wärmehaushalt
Störung von Zirkulations-ZellenSMOC-Umkehr könnte auch AMOC beeinflussen – das Erdklimasystem insgesamt wäre in Gefahr
CO₂-Freisetzung aus TiefseeSteigende atmosphärische CO₂-Konzentration – Rückkopplung zur Erderwärmung

Rückhaltende Fakten

  • Die Studie macht deutlich: Satelliten liefern erstmals Echtzeitdaten über diesen Wandel – das ist ein Quantensprung für Beobachtung und Klimavorsorge.
  • Die Forschenden geben an, dass keine Interessenskonflikte in ihrer Studie bestehen.

Fazit: Alarmstufe Rot – die Erde reagiert

Dieser Bericht präsentiert erstmals schlüssige Belege für einen neuen Zustand im Südlichen Ozean – geprägt durch steigende Oberflächensalinität, Eisschwund und mögliche Zirkulationsumkehr. Die globalen Auswirkungen sind ernst: Klima, Meeresökosysteme, Wetterextreme und letztlich auch menschliche Lebensräume sind gefährdet.

Das ist keine Pseudokatastrophe, sondern eine wissenschaftlich belegte Realität. Wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen, könnte eine selbstverstärkende Kettenreaktion mit unvorhersehbaren Folgen drohen. Die Botschaft ist klar und dringend: Emissionsstopp jetzt, oder der Ozean trifft selbst die Entscheidungen.

Quelle: https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2500440122