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Windkraft im Wald – Verbände warnen vor Zerstörung

Im Süden Niedersachsens sollen Waldflächen für Windräder geöffnet werden, wie hier in Bayern. (Archivbild) / Foto: Daniel Vogl/dpa
Im Süden Niedersachsens sollen Waldflächen für Windräder geöffnet werden, wie hier in Bayern. (Archivbild) / Foto: Daniel Vogl/dpa

Gefährdet der Ausbau der Windkraft historische Wälder? Davor warnen die Umweltschützer von BUND und Nabu. Sieben Regionen in Südniedersachsen wären betroffen.

Die mögliche Nutzung von Waldflächen für Windkraftanlagen führt in Niedersachsen zu Streit. Während Umweltschützer warnen, historische Wälder könnten als natürliche Klimaschützer verloren gehen, gehen der Erneuerbaren-Energien-Branche die Pläne nicht weit genug. Hintergrund ist eine geplante Änderung des Landesraumordnungsprogramms.

Die Umweltverbände BUND und Nabu betonten, sie unterstützten einen ambitionierten Ausbau der Windkraft. Dieser müsse aber so naturverträglich wie möglich sein, was der Änderungsentwurf nicht berücksichtige. 

«Zerstört, überbaut, zerschnitten»

So plane das Land, in sieben Landkreisen in Südniedersachsen alte Waldgebiete für die Windkraft zu öffnen – insgesamt rund 2.200 Hektar, die Treibhausgase und Wasser besser aufnehmen könnten als jüngere Waldböden und «Hotspots der Artenvielfalt» seien, sagte BUND-Landeschefin Susanne Gerstner. «Damit werden Anteile dieser historisch wertvollen Waldböden und Waldflächen zerstört, überbaut, zerschnitten und natürlich damit auch ihrer wertvollen Schutzfunktionen beraubt.» 

BUND und Nabu zufolge sollen diese Pläne ausgerechnet erst dann zum Tragen kommen, wenn die Flächenziele für die Windkraft bereits erreicht sind. Es gehe somit nicht darum, die Ausbauziele zu erreichen, sondern um rein wirtschaftliche Interessen. Das stelle die Glaubwürdigkeit der Politik und die Akzeptanz des Windkraftausbaus infrage, kritisierten die Verbände.

Betroffen wären demnach Wälder in den Landkreisen Schaumburg, Hameln/Pyrmont, Holzminden, Northeim, Göttingen und Goslar sowie im Regionalverband Braunschweig.

Energiebranche: Einnahmen ermöglichen Aufforstung 

Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) hingegen kritisierte, mit der geplanten vorsichtigen Öffnung von Waldgebieten werde noch Potenzial liegengelassen. Bei den betroffenen Gebieten handele es sich zudem häufig um degradierte Forststandorte oder gar inzwischen unbewaldete Standorte. 

Einnahmen aus der Windkraft könnten daher im Gegenteil Wiederaufforstung ermöglichen. «Gerade in Südniedersachsen gibt es viele geschädigte Flächen, auf denen großflächige Aufforstungen notwendig sind. Hier können Einnahmen aus der Windkraft helfen, um diese Waldflächen wiederherzustellen und neu aufzuwerten», sagte LEE-Geschäftsführerin Silke Weyberg.

Umweltschützer: Auch CO2-Speicher Moore in Gefahr

BUND und Nabu kritisierten derweil nicht nur die Pläne für die Windkraft im Wald, sondern auch, dass Niedersachsens wichtige Rolle beim Schutz der Moore als CO2-Speicher im Entwurf für das Landesraumordnungsprogramm nicht ausreichend berücksichtigt werde. Für die Erreichung der Klimaziele müssten Berechnungen zufolge landesweit 20.000 Hektar Moor pro Jahr wiedervernässt werden, sagte Nabu-Landeschef Holger Buschmann. Tatsächlich passiere das bisher aber erst mit rund 250 Hektar im Jahr.

In Summe sei der vorliegende Entwurf der schlimmste, den er in 16 Jahren als Landesvorsitzender zu sehen bekam, sagte Buschmann. Sollte es keine Nachbesserungen geben, würden die Verbände rechtliche Schritte prüfen.

Das Landwirtschaftsministerium erklärte, die Landesregierung werde alle Stellungnahmen zum Raumordnungsprogramm intensiv prüfen. Insgesamt seien bis zur heute endenden Frist knapp 200 eingegangen. «Insbesondere die Vorschläge für den Umwelt- und Naturschutz wollen wir zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen wohlwollend prüfen und wo möglich Verbesserungen zum Schutz der Natur und des Klimas aufnehmen», sagte eine Sprecherin.

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