Der berühmte Barockgarten in Hannover ist durch Leihgaben von Ernst August Prinz von Hannover junior um eine Attraktion reicher. Für die neue Ausstellung «Vier Kutschen und ein Königreich. Hannover 1814-1866» stellt der 41 Jahre alte Adlige vier prunkvolle Gefährte seiner Vorfahren zur Verfügung. «Ich fühle mich Hannover in besonderer Weise verbunden», sagte Ernst August von Hannover. Mit der Ausstellung wird das Museum Schloss Herrenhausen nach zehnmonatiger Schließzeit neu eröffnet.
Die Kutschen seien mehr als prächtige Zeugnisse höfischer Repräsentation, sagte Ernst August von Hannover. «Sie sind Zeugnisse der hervorragenden Handwerkskunst und sie sind bewegte Geschichte.»
Der 41-Jährige engagiert sich dafür, das Erbe seiner Familie zu erhalten. Die Welfen waren einst eine der einflussreichsten Adelsfamilien in Europa. Mehr als ein Jahrhundert lang saßen die Herrscher von Hannover zugleich auf dem Thron von Großbritannien und regierten ein Weltreich. Die Vorrechte des Adels wurden 1919 abgeschafft.
Die neue Ausstellung im Museum Schloss Herrenhausen gibt Einblick in die Zeit von 1814 bis 1866. Ein Highlight der Schau ist die goldene Kutsche von Georg IV., die der britische König bei seinem einzigen Besuch in Hannover 1821 benutzte. «Die Gärten, das Schloss und eben auch die Kutschen bilden ein kulturelles Erbe, das wir gemeinsam bewahren und weiter geben wollen», sagte Ernst August von Hannover.
Schau legt Fokus auf Prinzessinnen und Königinnen
Die Ausstellung ermöglicht nach Museumsangaben neue Perspektiven auf das Königreich Hannover. So wird verdeutlicht, wie die Herrscher die prunkvollen Kutschen nutzten, um ihren Machtanspruch zu demonstrieren und demokratischen Bestrebungen entgegenzutreten.
Im Fokus stehen zudem die Ehefrauen der Herrscher aus dem Welfenhaus. Es gehe um Handlungsspielräume der adligen Frauen in einer von Männern dominierten Welt, sagte Hannovers Kulturdezernentin Eva Bender. Auch zeige die Schau, «wie eng höfische Kultur und Kolonialismus verbunden waren».
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sagte: «Die Herrenhäuser Gärten mit dem Großen Garten, dem Berggarten, dem Georgengarten und dem Welfengarten gehören zu den bedeutendsten historischen Gärten Europas und sind zugleich Kulturerbe, Veranstaltungsort und – gerade bei diesen Temperaturen – auch immer wieder ein sehr beliebtes Ausflugsziel.» Die Herrenhäuser Gärten besichtigen jährlich rund 600.000 Besucherinnen und Besucher. In diesem Jahr wird der 350. Geburtstag des Barockgartens gefeiert.
Schloss Herrenhausen war für die Welfen vom Ende des 17. Jahrhunderts an fast 200 Jahre lang Treffpunkt der Hofgesellschaft. Die Sommerresidenz wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und Jahrzehnte später von der Volkswagenstiftung wieder aufgebaut. Hinter der historischen Fassade verbirgt sich seit 2013 ein modernes Tagungszentrum. Das Museum ist in den Seitenflügeln untergebracht. Schon seit 1936 ist der Große Garten im Besitz der Stadt Hannover.
Zuletzt war Ernst August von Hannover vor allem wegen einer anderen Sommerresidenz der Welfen in den Schlagzeilen. Der in Österreich lebende Adelige ist Vorsitzender der Stiftung Schloss Marienburg. Das marode Schloss zwischen Hildesheim und Hannover muss umfassend saniert werden - voraussichtlich bis zum Jahr 2030. Der 41-Jährige hatte die Marienburg nach dem Streit mit seinem gleichnamigen Vater Ernst August Prinz von Hannover (71) in eine Stiftung überführt.
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