Der Musiker Heinz Rudolf Kunze (68), der einst ein Lehramtsstudium absolviert hat, ist stark besorgt über den Zustand des deutschen Bildungssystems. Er sehe eine «Bildungskatastrophe» auf Deutschland zukommen, sagte Kunze im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). «Man kann ja bei unseren Schulen nicht mehr von Unterricht sprechen. Das ist Aufbewahrung von Kindern», sagte er.
Am Freitag erschien sein 47. Album. Es heißt «Angebot und Nachfrage». Der Musiker wies im Verlauf seiner jahrzehntelangen Karriere in seinen Texten immer wieder auf Missstände in der Gesellschaft hin.
«Wie soll man da noch von Bildung reden?»
Problematisch sei etwa, dass viele Schüler aus unterschiedlichen Nationen nicht ausreichend Deutsch sprächen, sagte der Musiker. «Wie soll man da Unterricht machen? Wie soll man da noch von Bildung reden?» Zudem stelle die zunehmende Nutzung Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich die Lehrkräfte vor neue Herausforderungen: Es sei kaum mehr möglich zu überprüfen, ob Arbeiten selbst verfasst seien.
Der Zustand des Bildungssystems und der Vertrauensverlust in die demokratische Mitte gehörten für ihn zu den drängendsten Problemen in Deutschland, sagte Kunze. Viele Menschen hätten das Gefühl, dass der Staat die Kontrolle verliere. Dies führe dazu, dass die Wähler den etablierten Parteien weniger zutrauten und sich verstärkt extremen Positionen zuwendeten.
«Dann kam die Musik und hat mich gerettet»
Kunze selbst hat Germanistik studiert und ist ausgebildeter Lehrer, übte den Beruf jedoch nie aus. «Ich wollte gleich an die Uni und Germanist werden», sagte er. Eine zugesagte Assistentenstelle sei damals gestrichen worden, er habe vor der Perspektive gestanden, als Lehrer arbeiten zu müssen. «Und dann kam die Musik und hat mich gerettet.»
Das Lehramtsstudium habe er abgeschlossen, obwohl er am Ende auf keinen Fall mehr Lehrer werden wollte, sagte Kunze. «Ich bin ein Kleinbürgersohn. Mein Vater war auch Lehrer, meine Mutter auch. Da schließt man Dinge ab.»
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