Bergung aus der Nordsee vor Scharhörn: Mit einem Schwimmkran haben Experten in der Nacht das vor 106 Jahren gesunkene deutsche U-Boot U16 geborgen. Das U-Boot sei dabei in zwei Teile zerbrochen, sagte Jörg Fräßdorf vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee der Deutschen Presse-Agentur. Eine Hälfte sei in der Nacht nach Cuxhaven gebracht worden. Die andere Hälfe liege noch in der Nordsee. Für deren Bergung liefen bereits Vorbereitungen.
«Das Boot wird verschrottet», sagte Fräßdorf. Kampfmittel seien keine mehr an Bord gewesen. Die Batterien würden entsorgt. Zu den Kosten für die Bergungsaktion machte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt keine Angaben. Dies gilt auch für den möglichen Erlös bei einem Schrotthändler in Cuxhaven.
Bekanntes Wrack
Nach früheren Angaben eines Sprechers der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt hatte es eine ähnliche Bergungsaktion in der Vergangenheit noch nicht gegeben. Das Wrack lag demnach in etwa 20 Meter Wassertiefe.
Bei der Bergung kam der niederländische Schwimmbagger «Matador 3» zum Einsatz. Bei der Aktion sollte das Umfeld des Wracks laut Planung mit einem sogenannten Laderaumsaugbagger freigespült werden. Anschließend sollten Stahlseile unter dem Boot durchgezogen werden, damit es gehoben werden kann.
Letztmals war das 57 Meter lange Wrack im Juli 2023 vom Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) untersucht worden, bekannt war es nach Angaben der Behörde mindestens seit 1960. Die Behörde sucht mit Schiffen regelmäßig in der Nordsee nach Unterwasserhindernissen. «Das Wrack war aber kein starkes Hindernis», sagte eine Sprecherin.
Nach Angaben von Fräßdorf hätte es sich in der Nordsee jedoch zu einer Gefahr für die Schifffahrt entwickeln können. Denn: «So ein Wrack kann sich am Meeresboden auch bewegen.»
Derzeit liegt der bereits geborgene Teil des Wracks in Cuxhafen auf einem Ponton. Für das ungeübte Auge ist das teilweise verformte Metall nicht auf den ersten Blick als Teil eines U-Bootes erkennbar. Von der Seite ist ein Blick in einen Teil der offenen Röhre möglich. Kabel hängen herunter.
In Kiel gebaut
Die Generaldirektion geht nicht davon aus, dass es sich bei dem Wrack um ein Seegrab handelt, in dem Soldaten ihren Tod fanden. Vielmehr wird vermutet, dass das Boot bei der Überfahrt untergegangen ist, die Crew U16 aber vorher verlassen konnte.
Das 1911 in Kiel gebaute, 57 Meter lange Boot war 1919 auf der Auslieferungsfahrt nach Großbritannien gesunken. Nun wartet die eine Hälfte des Bootes nach mehr als 100 Jahren in der Nordsee in Cuxhaven auf die Verschrottung.
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