Mit einer 350 Meter tiefen Bohrung wollen Geowissenschaftler in der Region Hannover Einblicke in eine rund 200 Millionen Jahre alte Erdgeschichte gewinnen. Die Arbeiten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) sollen in dieser Woche in Pattensen-Schulenburg bei Hannover starten, wie die Behörde mitteilte.
Ziel ist es, Gesteinsschichten aus der Zeit von vor 205 bis 180 Millionen Jahren ans Tageslicht zu holen - eine Epoche, in der große Teile Niedersachsens von einem Meer bedeckt waren. In dem Bereich, wo heute Hannover und Hildesheim liegen, befand sich laut LBEG einst eine Küste mit einem weitläufigen Flussdelta.
«Diese Schichten sind in Niedersachsen bisher nur an ganz wenigen Stellen zugänglich», sagt der Projektverantwortliche Rüdiger Koch zu dem Vorhaben. Mit den gewonnenen Daten will das LBEG wichtige Grundlagen über die Zusammensetzung der Gesteine und der erdgeschichtlichen Entwicklung der Region erforschen.
Meer mit Ammoniten
Die Uferregion um das heutige Hannover wurde wahrscheinlich nach und nach von einem Meer überschwemmt, in dem Ammoniten lebten - inzwischen ausgestorbene Kopffüßler. In der Folge entwickelten sich unterschiedliche Gesteinsschichten: Sandsteine bildeten sich meist in der Nähe des Festlandes, Tonsteine eher im tieferen Meeresbecken.
Die Forscherinnen und Forscher wollen nun herausfinden, wie sich die Landschaft im Raum Hannover-Hildesheim verändert hat. Wie waren die Umweltbedingungen im damaligen Meer und welche fossilen Reste von damaligen Lebewesen finden sich in den Gesteinsproben?
Dazu werden ein Meter lange Bohrkerne mit zehn Zentimetern Durchmesser aus dem Boden geholt, die anschließend im Gesteinslabor untersucht werden sollen. Aber auch an dem Bohrloch selbst soll es wissenschaftliche Untersuchungen geben. Ein weiterer Nutzen der Forschung soll in der Bewertung und Verbesserung geologischer Karten und von 3D-Modellen liegen.
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