Im Ringen um die Zukunft des Bosch-Werks in Hildesheim hat Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies den Konzern scharf kritisiert. «Ein schlechteres Bild kann man als Unternehmen gar nicht abgeben», sagte der SPD-Politiker, nachdem die Geschäftsleitung abgelehnt hatte, an einem Gespräch mit ihm und den Arbeitnehmern teilzunehmen.
Lies hatte noch als Wirtschaftsminister zu dem Treffen eingeladen und angeboten, zwischen dem Unternehmen und seinen Beschäftigten zu vermitteln. Doch laut der Staatskanzlei hat die Geschäftsleitung die Einladung nicht angenommen, das Gespräch fand daher nur zwischen Politik und Arbeitnehmern statt.
750 Stellen fallen weg
Bosch hatte im November angekündigt, wegen schlechter Auftragslage rund 750 Stellen in dem Hildesheimer Werk zu streichen. Das wären nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall rund die Hälfte der 1.500 Stellen am Standort. Rund 600 Stellen sollen Bosch zufolge bereits bis Ende 2026 abgebaut werden.
Vor gut einer Woche waren Verhandlungen zwischen Bosch und Betriebsrat über ein Zukunftskonzept für den Standort geplatzt. Die Arbeitnehmerseite befürchtet nun, dass der Standort komplett geschlossen werden könnte.
Lies geht mit Bosch hart ins Gericht
Lies lobte den Betriebsrat, der «nicht mit Maximalforderungen kommt», sondern auf Bosch zugehe. Die Beschäftigten erwarteten am Ende aber auch positive Perspektiven – und nicht wieder einen extremen Stellenabbau. Denn dann sei auch der letzte Schritt klar: Werksschließung.
Der Betriebsrat und die Gewerkschaft duckten sich nicht weg, sondern seien sich ihrer Verantwortung bewusst, sagte Lies. Bosch hingegen müsse sich ernsthaft fragen, ob dies der richtige Stil im Umgang sei. Der Konzern arbeite nicht an einer sachlichen Lösung, kritisierte der Ministerpräsident.
Der Hildesheimer Betriebsratsvorsitzende Stefan Störmer sagte, man habe sich nicht vorstellen können, dass Bosch den Termin mit Lies absagen würde. «Wir sind jederzeit bereit, die Gespräche wieder aufzunehmen und weiter nach guten Lösungen zu suchen», sagte er.
So reagiert das Unternehmen
Von Bosch heißt es: «Mit der aktuellen Kostenstruktur des Hildesheimer Werks können wir keine neuen Aufträge gewinnen. Damit fehlt eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive für den Produktionsstandort in Hildesheim», sagte der Bereichsvorstand Karsten Müller. In dem Werk werden Komponenten für E-Autos hergestellt.
Zur Situation in Hildesheim stehe Bosch seit längerem im kontinuierlichen Austausch mit Lies. Diesen Austausch wolle man gern beibehalten. «Da jedoch die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern ergebnislos geendet sind, bitten wir um Verständnis, dass wir jetzt zunächst die weiteren Schritte prüfen», teilte Bosch mit.
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