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Abwärtstrend hält an: Erneut weniger Baugenehmigungen

Der Wohnungsbau in Niedersachsen verliert weiter an Tempo. (Archivbild) / Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Der Wohnungsbau in Niedersachsen verliert weiter an Tempo. (Archivbild) / Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Eine Offensive beim Wohnungsbau könnte helfen, steigenden Mieten und Kaufpreisen entgegenzuwirken. Stattdessen sind die Bautätigkeiten in Niedersachsen stark zurückgegangen.

Die Lage auf Niedersachsens Wohnungsmarkt bleibt angesichts eines erneuten Rückgangs der Baugenehmigungen angespannt. Wie aus Daten des Landesamts für Statistik hervorgeht, wurden im ersten Halbjahr 2025 lediglich knapp 3.000 neue Wohngebäude mit rund 7.700 Wohnungen genehmigt. 

Das bedeutet einen Rückgang um rund 300 Gebäude und 650 Wohnungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zu 2022 haben sich die Werte sogar mehr als halbiert: Damals gab es von Januar bis Juni noch für 7.591 neue Wohngebäude mit 17.222 Wohnungen eine Baugenehmigung.

Auch bei den Fertigstellungen zeigt die Kurve nach unten: So wurden 2024 insgesamt 19.352 Wohnungen in Neubauten fertiggestellt. Das war fast ein Viertel weniger als im Jahr zuvor. Schon 2023 waren die Zahlen rückläufig.

Branche beklagt «beispiellosen Absturz»

Der Verband der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen (vdw), der seit gestern einen Verbandstag in Osnabrück veranstaltet, zeigt sich von diesen Zahlen nicht überrascht. «Sie bestätigen vielmehr unsere vielfach geäußerten Befürchtungen», sagte Verbandsdirektorin Susanne Schmitt. «Der Wohnungsbau in Niedersachsen erlebt einen beispiellosen Absturz.»

Die vdw-Mitglieder haben Schmitt zufolge 2021 noch fast 700 Millionen Euro in den Neubau investiert. Im laufenden Jahr werden es dagegen voraussichtlich nur noch 365 Millionen Euro sein. Und der Verband hat wenig Hoffnung auf eine schnelle Wendung: «Ich rechne damit, dass es noch lange dauern wird, bis wir diese Talsohle verlassen können», sagte Schmitt.

Regierungschef Lies sieht Mitverantwortung beim Bund

Ministerpräsident Olaf Lies – vor seinem Wechsel in die Staatskanzlei mehr als sieben Jahre lang Bauminister – beteuert derweil, das Land setze sich weiterhin dafür ein, die Rahmenbedingungen zu verbessern. «Unser Ziel bleibt: Wir wollen mehr Wohnraum in Niedersachsen schaffen, den sich die Menschen auch wirklich leisten können», sagte der SPD-Politiker. Allerdings müsse auch der Bund liefern, forderte Lies, «etwa durch Anpassungen im Zivilrecht und im Baugesetzbuch, damit mehr Bauland zur Verfügung steht und innovative Bauformen wie der Gebäudetyp E möglich werden».

Der Gebäudetyp E geht auf eine Initiative der Architektenschaft zurück und steht für einfaches und experimentelles Bauen. Auf einige teure Standards, die nicht unbedingt notwendig sind, kann dabei verzichtet werden.

Es gebe zudem auch Zahlen, die Hoffnung machten, sagte Lies. So sei der Umsatz im Wohnungsbau im ersten Halbjahr 2025 um 4,9 Prozent gestiegen, und die Auftragseingänge hätten sich um 21,9 Prozent erhöht. «Das zeigt, dass grundsätzlich noch Bewegung im Markt ist und Investitionen weiterhin getätigt werden.»

Dennoch sei der Rückgang bei den Baugenehmigungen seit 2022 «eine Herausforderung, die uns beschäftigt», erklärte der Regierungschef.

Landeseigene Wohnungsgesellschaft soll Projekte ermöglichen

Um die Wohnungsnot zu lindern und die Bauwirtschaft wieder anzukurbeln, setzt die rot-grüne Landesregierung unter anderem auf den Wegfall von Vorschriften in der niedersächsischen Bauordnung. Insbesondere Umbauten im Bestand würden damit vereinfacht, sagte Lies.

Zudem gründete Rot-Grün Ende 2023 mit einem Startkapital von 100 Millionen Euro eine landeseigene Wohnungsgesellschaft. Die Wohnraum Niedersachsen GmbH soll Bauprojekte ermöglichen, die sonst keine Chance auf Realisierung hätten. Sie wird aber nicht selbst als Bauherrin aktiv. 

«Wir werden die Gesellschaft weiter stärken, damit sie noch mehr zur Fertigstellung von dringend benötigtem Wohnraum beitragen kann», kündigte Lies an. Konkret plant die Landesregierung, sowohl die Landeswohnungsgesellschaft als auch den Wohnraumförderfonds mit jeweils 200 Millionen Euro zusätzlich auszustatten. Die soziale Wohnraumförderung werde mittlerweile auch vermehrt von privaten Bauherren genutzt, sagte Lies.

Verband fordert schlankere Verfahren und mehr Bauland

Die wichtigste Stellschraube für mehr Wohnungen sind nach Ansicht der Branche aber niedrigere Baukosten. «Wir brauchen eine breite Allianz, um möglichst schnell mehr Wohnungen für Haushalte mit geringen Einkommen, aber auch für die arbeitende Mitte zu schaffen», forderte Verbandsdirektorin Schmitt. «Dazu müssen Planungs- und Genehmigungsverfahren schlanker und Baustandards rechtssicher abgesenkt werden.» Außerdem werde unter anderem mehr Bauland für den geförderten Wohnungsbau benötigt, und die Landeswohnungsgesellschaft brauche finanzielle Unterstützung.

Zu den Herausforderungen der Baubranche zählen hohe Material- und Energiepreise, gestiegene Zinsen und der Fachkräftemangel. Mieter beklagen vielerorts stark gestiegene Mieten. Gerade die Zahl der Sozialwohnungen, die einer Belegungs- und Mietbindung unterliegen, sinkt seit Jahren deutlich.

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