Auch 50 Jahre nach der verheerenden Brandkatastrophe in der Südheide fällt es dem damaligen Feuerwehrmann Hans-Heinrich Busse schwer, das Erlebte zu erzählen. Immer wieder stockt dem 76-jährigen Zeitzeugen bei seinem Besuch der Feuerwehr-Unfallkasse (FUK) Niedersachsen die Stimme. Eher zufällig geriet der Überlebende damals in den Kampf gegen die Flammen, nach dem er knapp vier Monate mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus verbrachte.
Busse kämpfte in Alltagskleidung gegen die Flammen
An jenem Tag habe er auf dem Heimweg nach der Arbeit Qualm gesehen und sei dorthin gefahren. Dort standen schon mehrere Feuerwehrkameraden und der Brandmeister habe ihn gefragt: «Hast du einen Spaten mit dabei? Dann musst du hier mithelfen.» Busse habe eine leichte Hose und eine leichte Jacke getragen ‒ keine Ausrüstung, sondern Alltagskleidung.
Als im Einsatz die Flammen außer Kontrolle geraten, konnten die Feuerwehrmänner nur noch laufen. Ein Kamerad habe Busse gesagt: «Junge, lauf, du bist noch jung.» Rund 30 Prozent seines Körpers seien damals zweiten bis dritten Grades verbrannt. Knapp vier Monate habe er daraufhin im Krankenhaus verbracht, die Hälfte der Zeit auf der Intensivstation.
«Meine liebe Frau hat mich gefüttert»
Allein war Busse in der Zeit nicht: «Meine liebe Frau ist jeden Abend gekommen, hat mich gefüttert, hat meine Hand gehalten.» Das sei für ihn eine große Hilfe gewesen. «Ich wusste, da wartet jemand, da wartet nicht eine Person, es sind zwei, die da waren.» Denn Busses damals 22-jährige Frau Margarete ist in dieser Zeit hochschwanger. Das erste gemeinsame Kind wird geboren, als er noch im Krankenhaus liegt.
Damals kamen in der Brandkatastrophe bei mehreren Feuern sieben Menschen ums Leben. Besonders traf es die Gemeinde Meinersen, wo unter anderem fünf Feuerwehrleute mit ihrem Fahrzeug von einer Feuerwand eingeschlossen wurden und verbrannten. Das Feuer zählt zu den verheerendsten Waldbränden in Deutschland.
Sohn und Enkel sind auch bei der Feuerwehr
Busse sagt: «Ich habe es Gott sei Dank überlebt. Ich möchte keinem Menschen wünschen, so etwas miterlebt zu haben. Um sein Leben gelaufen zu sein. Greifen Sie mit dem Finger einmal über die Kerze oder an den Herd, dass Sie den Schmerz schon sehen können.»
Die schlimmen Erlebnisse des heute 76-Jährigen konnten die Begeisterung seiner Nachkommen für die Feuerwehr indes nicht schmälern. Einer seiner Söhne ist ebenfalls bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv, auch zwei Enkel. «Wenn wir mal telefonieren und der Pieper geht, sagen sie: "Oh, Opa, jetzt müssen wir los." Und dann stürzen sie los.»
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