Wenigstens ein Schalker hatte nach diesem letzten Spiel des Jahres etwas zu feiern. Heiner Backhaus ist ehemaliger Jugendspieler und vor allem lebenslanger Fan von S04. Als Trainer von Eintracht Braunschweig schlug er seinen Herzensverein so überraschend wie verdient mit 2:1 (0:0).
«Ich habe noch weniger Stimme als sonst», sagte Backhaus nach diesem Hinrunden-Finale der 2. Fußball-Bundesliga. Und meinte direkt an seinen Schalker Kollegen Miron Muslic gewandt: «Lieber Miron, ich wünsche dir von Herzen, dass du diesen Verein da hinbringst, wo er hingehört. Und das wirst du schaffen!» Denn Tabellenführung und Herbstmeisterschaft waren Schalke schon vor dem Spiel nicht mehr zu nehmen gewesen.
Zwei Ex-Schalker treffen
Auch beide Tore für die Eintracht schossen zwei ehemalige Schalker: Mehmet Aydin traf in der 60. Minute zum 1:0, der eingewechselte Sidi Sané (85.) zum 2:0. Beide verzichteten aus Respekt vor ihrem Ex-Club auf einen Torjubel. Soufiane El-Faouzi (88.) brachte den Spitzenreiter kurz vor Schluss noch einmal heran. Mehr hatte das erfolgreichste Team der Hinrunde an diesem Tag aber nicht verdient.
Trainer Muslic sah das genau und schob den schwachen Auftritt vor allem auf das Fehlen von zahlreichen verletzten und angeschlagenen Spielern. «Wir sind in den letzten Wochen auf der Felge. Das merkst du schon. Das können wir irgendwann nicht mehr kompensieren», sagte der Schalker Trainer. «Braunschweig hat das hervorragend gemacht und verdient gewonnen. Ein Lucky Punch am Ende hätte heute nicht zu dem Spiel gepasst.»
Schalker Spielweise entschlüsselt?
Ein Leistungsabfall der Schalker hatte sich bereits bei den glücklichen Siegen gegen Fortuna Düsseldorf (2:0) und den 1. FC Nürnberg (1:0) gezeigt. So harmlos wie in Braunschweig hat man Muslic' Team in dieser Hinrunde aber nur selten gesehen.
«Zum einen stellt sich jeder so ein bisschen auf unser Spielsystem ein. Dann haben wir es in den letzten Spielen auch nicht mehr geschafft, so intensiv zu sein», sagte Ron Schallenberg. «Die Hinrunde steckt uns in den Knochen.»
Stolz auf die Hinrunde überwiegt
Bis zum späten 1:2 und der Schlussoffensive in der Nachspielzeit hatten die Schalker nur eine nennenswerte Torchance durch Moussa Sylla (67.). Zu diesem Zeitpunkt hätte die Schalker Filiale mit gleich acht ehemaligen S04-Spielern im Eintracht-Kader längst höher führen können. Doch Leon Bell Bell (11./58.) und der später verletzt ausgewechselte Christian Conteh (62.) vergaben für den Außenseiter beste Möglichkeiten.
Trotzdem geht Schalke immer noch mit einem Vier-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz in die kurze Winterpause. «Das hätte vor sechs, sieben Monaten keiner gedacht», sagte Kenan Karaman. Und auch Muslic' Fazit ist: «Wir sind enttäuscht von der Niederlage. Aber stolz auf den Weg, den wir vor sechs Monaten begonnen haben. 37 Punkte: Das ist eine unglaubliche Hinrunde, die die Jungs gespielt haben!»
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