Sie sollen einen Millionenschaden verursacht und mehr als 300.000 Euro erbeutet haben: Zwei mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger sind vor dem Landgericht Aschaffenburg mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Eingelassen haben sie sich dazu am ersten Prozesstag nicht, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 24 Jahre alter Marokkaner und sein 26 Jahre alter mutmaßlicher Komplize aus den Niederlanden mit mindestens drei bislang unbekannten Tätern mehrfach versucht haben sollen, Geldautomaten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sprengen. Nicht in jedem Fall gelang dies.
Die Beute laut Anklage: mehr als 316.000 Euro. Der verursachte Gesamtsachschaden soll bei fast zwei Millionen Euro liegen.
Tatorte im deutschsprachigen Raum
Die Tatorte: Großostheim (Bayern), Salzgitter (Niedersachsen), Eschbach (Baden-Württemberg), Darmstadt (Hessen), Erftstadt-Lechenich (NRW), Füllinsdorf, Münchenstein (beide Schweiz), Sankt Stefan am Walde, Ulrichsberg (beide Österreich). Die Angeklagten sollen 2022 und 2023 direkt vor den Taten aus den Niederlanden nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz eingereist sein, um die Automaten zu sprengen.
Maskiert und mit Stirnlampe
Die Männer sind unter anderem wegen Herbeiführens von Sprengstoffexplosionen und schweren Bandendiebstahls angeklagt.
«Dabei gingen sie professionell, arbeitsteilig und mit einem hohen Maß an Organisation, Planung, Vorbereitung sowie Fachwissen vor», so die Anklage. «Die Täter waren dabei immer dunkel gekleidet, maskiert und meist mit Stirnlampe ausgerüstet.»
Festnahme vor knapp einem Jahr
Die Angeklagten waren im vergangenen September in den Niederlanden festgenommen worden, «nachdem sie zuvor vor der niederländischen Polizei geflohen waren und dabei Bargeldbündel und Sprengpacks während
der Flucht vor der Kontrolle aus dem Pkw geworfen hatten», so die Staatsanwaltschaft.
Hunderte Fälle jährlich
Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnete im Jahr 2023 bundesweit 461 Fälle von gesprengten Geldautomaten. Zahlen für 2024 wurden noch nicht veröffentlicht.
In die Statistik fließen auch Taten ein, bei denen es beim Versuch blieb. Verwendet würden mittlerweile überwiegend feste Explosivstoffe wie Pyrotechnik oder auch militärische Sprengstoffe, die erhebliche Schäden verursachen. In vielen Fällen schlagen die Täter nachts zwischen 2.00 Uhr und 5.00 Uhr zu.
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