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Polizisten sollen Kokainhändler beklaut haben

Zwei Polizisten müssen sich wegen Diebstahls mit Waffen vor dem Landgericht Hannover verantworten. (Archivbild) / Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Zwei Polizisten müssen sich wegen Diebstahls mit Waffen vor dem Landgericht Hannover verantworten. (Archivbild) / Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Mutmaßlich kriminelle Polizeibeamte sollen Bargeld von Drogenhändlern gestohlen haben. Im Landgericht bestreitet ein Angeklagter die Vorwürfe, sein Kollege verweist auf ein selbstloses Motiv.

Zwei Polizisten sollen monatelang bei Drogenkontrollen während ihrer Dienstzeit Kokainhändlern Bargeld abgenommen und sich damit bereichert haben. Seit Montag stehen die 34 und 50 Jahre alten Beamten vor dem Landgericht Hannover. Ihnen wird unter anderem Diebstahl mit Waffen, gewerbsmäßige Erpressung und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen. Insgesamt listet die Staatsanwaltschaft 15 Fälle auf, darunter auch einen Versicherungsbetrug. Beide Männer sollen durch die Straftaten jeweils etwas mehr als 6.000 Euro erlangt haben. 

Die Angeklagten hätten sich spätestens im April 2024 verabredet, vorzugsweise albanischen Kokainhändlern Geld wegzunehmen, um sich eine zusätzliche Einnahmequelle zu verschaffen, sagte der Staatsanwalt beim Vortragen der Anklageschrift. Mehrfach sei für die Kontrollen eine Shisha-Bar angefahren worden, die außerhalb des Einsatzgebietes des Polizeikommissariats Hannover Mitte liegt. 

Im Polizei-Transporter soll der zwei Meter große, kräftige 34-Jährige den Dealern Bargeld abgenommen haben - dabei benutzte er laut Anklage einen Einmalhandschuh. Sein Kollege soll die Kontrollen abgesichert haben. Dokumentiert wurden die Überprüfungen in Uniform mit Dienstwaffe nicht. 

34-Jähriger wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft

Der 34-jährige Polizist sitzt wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. «Das ist nicht das Handeln eines egoistischen, selbstsüchtigen Mannes», sagte sein Rechtsanwalt. Es werde sich herausstellen, dass es dem Polizisten um das Herbeiführen einer «Art von moralischer Gerechtigkeit» gegangen sei. «Die eigentliche Tatmotivation war eine Um- und Rückverteilung zwischen Drogenhändler und oft hilfsbedürftigen Konsumenten», sagte der Verteidiger.

Der mitangeklagte ältere Polizeibeamte wies durch seinen Verteidiger alle Vorwürfe zurück und betont, dass niemand gesehen habe, dass er irgendjemandem Geld abgenommen habe. Der 50-Jährige ist seit 30 Jahren Polizist und sitzt nicht in U-Haft, ist aber mit gekürzten Bezügen vom Dienst suspendiert. Für beide gilt die Unschuldsvermutung. 

Staatsanwalt soll 2020/2021 bestechlich gewesen sein

Der Verteidiger des 50-Jährigen sagte: «Dieses Verfahren ist von einem gewissen politischen Interesse geprägt.» Hintergrund seien die Korruptionsvorwürfe gegen einen Staatsanwalt, der seit April in Hannover wegen Bestechlichkeit vor Gericht steht. Er soll Behörden-Interna an eine internationale Drogenhändler-Bande verkauft haben. Der 39 Jahre alte Jurist bestreitet die Vorwürfe. Sein Fall hat laut Staatsanwaltschaft Hannover nichts mit dem Prozess gegen die beiden Polizisten zu tun. 

Hannovers Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten berichtete am Montag von internen Untersuchungen. Bei den Ermittlungen gegen die beiden Beamten sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden, sagte die Vorgesetzte. Insbesondere bei der Auswertung der persönlichen Mobiltelefone hätten sich auch Anhaltspunkte «auf eine fremdenfeindliche Einstellung der Angeklagten» ergeben. Der 50-Jährige bestritt dies im Prozess.

Laut der Polizeipräsidentin wurden Ermittlungsverfahren gegen weitere Beamte eingeleitet, die inzwischen eingestellt worden seien. Der 34-Jährige und der 50-Jährige seien vorläufig des Dienstes enthoben. Zudem wurden den Angaben zufolge ihre Bezüge gekürzt. Auch der Lebensgefährtin des 34-Jährigen - eine Polizei-Oberkommissarin - wurde laut von der Osten die Führung der Dienstgeschäfte verboten.

Mit Inhaftierung oder Abschiebung gedroht?

Der Vorwurf der gewerbsmäßigen Erpressung bezieht sich auf die Kontrolle eines Mannes, dem Anfang Januar 4.600 Euro abgenommen worden sein sollen. Ihm soll mit Inhaftierung oder Abschiebung gedroht worden sein. In diesem Fall seien 1.200 Euro als sichergestellter Betrag unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung dokumentiert worden, so die Staatsanwaltschaft. Der restliche Geldbetrag sei unter der Fußmatte des Autos des 34 Jahre alten Polizisten versteckt worden.

Insgesamt sind fünf Prozesstage angesetzt. Das Urteil könnte nach dieser Planung am 7. August gesprochen werden. Der Strafrahmen allein für gewerbsmäßige Erpressung liegt bei einem Jahr bis 15 Jahren.

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