Mit einer temporären Bar am Badestrand der Insel Spiekeroog will die Künstlerin Constanze Klar (45) einen Ort für Gespräche und Reflexionen in einer Zeit voller gesellschaftlicher Umbrüche schaffen. «Viele Menschen sprechen auch nicht mehr miteinander», sagt die Künstlerin der Deutschen Presse-Agentur. «Seit Corona ist es sehr schwierig, andere Meinungen auszuhalten.» Die Kneipe sei dagegen der gesellschaftliche Ort, an dem Leuten ins Gespräch kämen, die sich sonst nie treffen würden.
Die Künstlerin aus Berlin ist die diesjährige Gewinnerin der Spiekerooger Zeltplatzresidenz. Das ist ein Stipendium, das die Insel jährlich für Kunstprojekte vergibt, die sich mit sozialen oder ökologischen Belangen auseinandersetzen. Während des Stipendiums leben die Künstler in einem Zelt in den Dünen, auf dem Zeltplatz rund drei Kilometer vom Inseldorf entfernt. Die Zeltplatzresidenz endet am 4. Juli.
In ihrer Mini-Kneipe aus zusammengezimmerten Schrankwänden möchte Klar mit Urlaubern und Insulanern auch über die gesellschaftliche Lage reden - an dem aus ihrer Sicht «Ende der Welt» am Strand der ostfriesischen Insel. «The end of the f. world» lautet der Titel ihres Kunstprojekts.
Kneipen-Projekt ist Teil von Kunststipendium
«Die politische Situation in Deutschland ist, finde ich, extremst besorgniserregend, also Endzeitstimmung», sagt Klar und verweist etwa auf die Sorge viele Menschen vor einem Rechtsruck, nachdem die Union Anfang des Jahres gemeinsam mit Stimmen der AfD einen Antrag zur Migrationspolitik im Bundestag durchgebracht hatte. Auch die gesellschaftliche Spaltung beschäftige sie, da Menschen ausgegrenzt und abgewertet würden.
Ihre Kneipengespräche zeichnet Klar nach dem Einverständnis ihrer Gäste auf. Daraus will sie eine Animation mit Knetfiguren entwickeln, die Anfang Juli auf der Insel gezeigt werden soll.
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