Im Clan-Prozess am Landgericht in Stade hat die Verteidigung des Angeklagten einen Freispruch beantragt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 35-Jährigen vor, sein Opfer im März 2024 vor den Augen von Polizisten von hinten mit einem Messer in den Kopf gestochen zu haben. Der Deutsche zeigte sich im Prozess geständig, seine Aussagen waren aber widersprüchlich.
Die Verteidigung der zwei Nebenkläger schloss sich der Staatsanwältin an, die eine lebenslange Haftstrafe mit dem Feststellen der besonderen Schwere der Schuld gefordert hatte. Die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe seien erfüllt. Der Angeklagte habe mit der Tat eine «vermeintliche Ehrverletzung endgültig» beenden wollen, so die Staatsanwaltschaft.
Das 35 Jahre alte Opfer wurde lebensgefährlich verletzt und starb einen Tag später. Videoaufnahmen eines Restaurants in der Nähe zeigen, wie die Mitglieder der beiden Familien aufeinandertrafen, die Tat selbst aber nicht. Die Verteidigung baut ihre Argumentation nach Auskunft einer Gesichtssprecherin darauf auf, dass der Angeklagte einem seiner Brüder zu Hilfe eilen wollte. Das wäre eine sogenannte Nothilfe. Der Tat vorausgegangen waren Streitigkeiten der zwei Großfamilien im sogenannten Clan-Milieu.
Verteidiger will neuen Zeugen laden
Der Verteidiger beantragte eine zusätzliche Vernehmung eines Zeugen. Darüber entscheidet das Gericht bis zum nächsten Termin am 22. August (9.30 Uhr). Falls es noch einmal in die Beweisaufnahme eintreten sollte, könnte sich der Prozess verlängern. Als Zusatztermine wurden der 3. (13.30 Uhr) und 17. September sowie der 7. Oktober (9.00 Uhr) festgelegt.
Falls die Kammer den weiteren Zeugen, der nicht zum Geschehen aussagen soll, gar nicht mehr anhören wird, könnte es in der nächsten Sitzung zum Urteil kommen. Wenn doch, könnten auch Plädoyers noch einmal gehalten werden und das Verfahren sich hinziehen.
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